Meine Vorfahren: Geschichtlicher und geografischer Hintergrund
Nach den Eintragungen in den Kirchenbüchern lebten meine Vorfahren seit dem 16./17. Jahrhundert ganz überwiegend im Nordschwarzwald und dessen Übergängen in die angrenzenden Tal- und Hügellandschaften. Ihr Siedlungsgebiet lag zwischen dem Nagold- und dem Murgtal einerseits sowie einer gedachten Linie zwischen den Städten Karlsruhe und Pforzheim andererseits (siehe Abbildung 1). Nur wenige von Ihnen sind im Laufe der Zeit in dieses Gebiet zugewandert (zum Beispiel aus dem Bereich des heutigen Regierungsbezirks Schwaben in Bayern oder aus der Nordschweiz). Dies lässt sich einwandfrei aus den Einträgen in den Kirchenbüchern ableiten, die ich für die Ahnen meiner Großeltern Christian Friedrich Duss, Karoline Pauline Schifferle, Christian Wilhelm Kull und Frida Friedericke Kull auswerten konnte. Da meine Eltern – Emma Maria Kull und Wilhelm Friedrich Duss – inzwischen seit mehr als 25 Jahren verstorben sind, habe ich anstatt der Daten meiner vier Großeltern die Lebensdaten meiner Eltern als Ausgangspunkte meiner Vorfahrentafeln gewählt. Familientafeln mit den Geschwistern meiner Vorfahren können für mindestens vier bis fünf Generationen zurück bei Interesse zur Verfügung gestellt und per E-Mail an rainerduss@web.de angefordert werden.
Meine mit Beginn der Führung von Kirchenbüchern im Zeitraum von 1560 bis etwa 1680 im Nordschwarzwald bereits ansässigen Vorfahren sind mit größter wahrscheinlichkeit im Zuge der Rodungsvorstöße des 11. und 12. Jahrhunderts als Leibeigene der im Gäu, im Kraichgauer Hügelland, im Murg- und Rheintal bereits sesshaften Klein- und Ortsadligen zugewandert bzw. von diesen angesiedelt worden. Bevölkerungsgeschichtlich haben sie ihren Ursprung in den keltisch-römisch-germanischen Bevölkerungsgruppierungen, die sich am Ende der sogenannten Völkerwanderung (etwa gegen Ende sechsten Jahrhunderts) in diesen Landschaften niedergelassen hatten und deren exakte Zusammensetzung und räumliche Zuordnung heute nicht mehr möglich ist. Kennzeichnend für die Frühgeschichte Südwestdeutschlands ist die permanente Vermischung von bereits ansässigen Bevölkerungsgruppen mit im Laufe der Jahrhunderte jeweils neu Hinzugekommenen.
Nachdem schon vor über 30.000 bis 40.000 Jahren vor unserer Zeitrechnung kleinere Gruppen von Menschen – meist in Höhlen (etwa der Schwäbischen Alb) oder in Pfahlbauten an Seen und Sümpfen lebendend – das heutige Südwestdeutschland bevölkerten, lernen wir dank der Beschreibung griechischer und römischer Geschichtsschreiber, insbesondere jedoch der noch andauernden Ausgrabungen und Forschungen der Archäologen, erstmals eine Bevölkerungsgruppe und ihre Kultur näher kennen, die möglicher Weise zwischen Alpen und Main ihren Ausgangspunkt hatte: die Kelten. Sie selbst haben sich wahrscheinlich nicht so genannt. Durch Überlieferungen bzw. Forschungsergebnisse bekannt sind jedoch die Namen von Stämmen oder Stammesgruppen, die durch eine ähnliche Sprache, identische Siedlungsweisen, technologische Errungenschaften (wie etwa die Herstellung von Eisen und die Goldverarbeitung) oder Bestattungsgebräuche (Hügelgräber) mit einander verbunden waren. Die Kelten – von den Griechen "keltoi" und von den Römern "galli" genannt - besiedelten den mitteleuropäischen Raum schließlich zwischen dem Atlantik und Teilen Kleinasiens, wo wir sie im Neuen Testament als Galater wiederfinden. In Südwestdeutschland, Ostfrankreich und der Nordschweiz lebte nach heutigem Kenntnisstand vor allem der Stamm der Helvetier. Die keltische Hochkultur, die derjenigen der später in den Südwesten einsickernden Germanen deutlich überlegen war, dauerte etwa von 800 v. Chr. bis zum Beginn unserer Zeitrechnung. Leider sind nur wenige schriftliche Zeugnisse erhalten geblieben. Bevölkerungsgeschichtlich muss heute davon ausgegangen werden, dass sich die keltische Bevölkerung mit Beginn der Ausdehnung des römischen Reiches und dem erst allmählichen, dann stärkeren Zustrom von Germanen aus dem Norden nicht in "Luft aufgelöst" haben kann: soweit in kämpferischen Auseinandersetzungen oder durch Seuchen nicht umgekommen, wurden die Kelten von den neuen Herrschergruppen als Sklavinnen und Sklaven, als Legionäre oder als abhängige Bauern und Handwerker eingesetzt. Sie haben sich dabei mit Bevölkerungsgruppen aus allen Teilen des römischen Weltreichs und den in ihre Gebiete eindringenden Germanen vermischt und sind auf diese Weise in der Bevölkerung Südwestdeutschlands aufgegangen.
Abbildung 1: Das Siedlungsgebiet meiner Vorfahren seit 1569
Im Zuge der Schwächung des römischen Weltreichs etwa ab Mitte des vierten Jahrhunderts, insbesondere jedoch im Gefolge der sogenannten Völkerwanderung (tatsächlich sind dabei keine geschlossenen Völker, sondern allenfalls mehr oder weniger geschlossene Stammesgruppen in neue Siedlungsgebiete aufgebrochen) breiteten sich mehr und mehr Angehörige germanischer Stämme bzw. Stammesgruppen aus dem Norden und Osten Europas in Südwestdeutschland aus. Welche dieser Stämme und Stammesgruppen für Südwestdeutschland die größte Bedeutung hatten, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Auch bei den gegenwärtig noch bekanntesten Bevölkerungsgruppen der Schwaben, Alemannen oder Franken handelte es sich nicht – wie vielfach angenommen - um deutlich voneinander abgrenzbare Stämme, die in unterscheidbaren politischen Organisationen lebten. Vielmehr standen diese Begriffe als von griechischen und/oder römischen Geschichtsschreibern getroffene Sammelbezeichnungen für eine mehr oder weniger große Vielzahl von Germanenstämmen oder Teile von Stämmen. Die moderne Geschichtsforschung geht sogar davon aus, dass es sich dabei meist um Verbände handelte, die sich um charismatische Führungsfiguren gruppierten und deren Mitglieder höchst unterschiedliche Herkünfte aufwiesen (so unter anderem: Meier, Mischa, Geschichte der Völkerwanderung, München 2020). Bei den Alemannen wird dies besonders deutlich: Der Begriff "Alemannen" bedeutet nicht mehr oder weniger als "alle Arten von Männern, verschiedene Stammesgruppen, Stammesgemisch" (siehe auch Geuenich, Dieter, Geschichte der Alemannen, Stuttgart 1997, Seite 9 ff.) Die als Alamannen bezeichneten Bevölkerungsgruppen strömten nach dem heutigen Stand der Geschichtsforschung ab Mitte des dritten Jahrhunderts nach Südwestdeutschland ein und vermischten sich nicht zuletzt auch mit der bereits hier ansässigen Bevölkerung. Nach Erkenntnissen der Archäologen lag ihr ursprünglicher Siedlungsschwerpunkt im Elbe-Saale-Bereich, wo nahezu identische Bestattungskulturen entdeckt wurden. Gegen Ende der vor allem durch den Einfall der Hunnen ausgelösten "Völkerwanderung" hatten sich die Alamannen in einem Gebiet ausgebreitet, das vom Vogesenhauptkamm im Westen bis zum Lech und vom Alpenhauptkamm bis in den nördlichen Teil des heutigen Bundeslandes Baden-Württemberg reichte. Nördlich davon hatten sich die zuvor am Niederrhein lebenden Franken niedergelassen – ebenfalls ein Stammesgemisch (siehe auch Abbildung 2). Die Bevölkerungsbezeichnung Alemannen war bis etwa 800 gebräuchlich, wobei der Begriff im französischen und spanischen Sprachgebrauch als Name für alle Deutschen bis heute erhalten geblieben ist. Ab etwa der Zeit Karls des Großen wurde die Bezeichnung "Alemannen" allmählich durch den Begriff "Schwaben" abgelöst. Tatsächlich gehörten zu den Alamannen auch Stämme bzw. Stammesgruppen, die von den Römern schon sehr früh als Schwaben bezeichnet wurden. Bemerkenswert ist, dass die nördliche Grenze des um 600 n. Chr. bestehenden Siedlungsraums der Alemannen später sowohl für die Bistumsgrenzen zwischen den Bistümern Konstanz und Speyer, als auch für die Grenze zwischen den Herzogtümern Schwaben – mit Schwerpunkt im Raum Bodensee/St. Gallen – und Franken Orientierungsmaßstab war (siehe auch Abbildung 3). Es wird heute davon ausgegangen, dass von dieser "Grenzlinie" auch Einflüsse auf die Herausbildung der in Südwestdeutschland gesprochenen Dialekte ausgingen (siehe auch Kapitel "Der Dialekt meiner Großeltern").
Abbildung 2: Das Siedlungsgebiet der Alamannen im frühen Mittelalter
Abbildung 3: Frühe Bistümer und Klöster Südwestdeutschlands
Die Zusammensetzung der Bevölkerung im heutigen Baden-Württemberg erfuhr nach dem Ende der sogenannten "Völkerwanderung" keine grundlegenden Verschiebungen mehr, sieht man von der nach 1945 erfolgten Rückkehr der Angehörigen jener Abwanderer ab, die sich in früheren Jahrhunderten in verschiedenen Bereichen Osteuropas angesiedelt hatten bzw. angesiedelt wurden. Die Zuwanderung von "Gastarbeitern" mit ihren Familien aus Süd- und Osteuropa seit den 1960er Jahren sowie der zuletzt verstärkte Zustrom von Flüchtlingen und Asylanten – vor allem aus dem vorderen Orient, aus Afrika und Asien - hinterlässt inzwischen allerdings zunehmend ihre Spuren in der Zusammensetzung der Bevölkerung. Nicht zuletzt erkennbar ist dies an den Vor- und Nachnamen, wie sie in den Herkunftsländern üblich sind.
Auch die beiden Fürstentümer der Badener und der Württemberger, die ab dem 12. Jahrhundert in Südwestdeutschland allmählich an Bedeutung gewannen, haben diesbezüglich keine nennenswerten Spuren hinterlassen, zumal sie bis 1803/1806 ihre Herrschaftsbereiche im heutigen Baden-Württemberg mit einem "Flickenteppich" von über 70 weiteren Gebietskörperschaften Südwestdeutschlands teilen mussten. Die ihnen danach von Napoleon Bonaparte "verliehene" Ausweitung ihrer Herrschaftsgebiete auf nahezu den ganzen Südwesten hat jedoch zu einer Identifikationsbereitschaft der Bevölkerung geführt, die über die Aufhebung der Monarchie im Jahr 1918 und die Bildung des "Südweststaats" Baden-Württemberg im Jahr 1952 hinaus angehalten hat. Mit den historischen Wurzeln der Bevölkerungsmischung Südwestdeutschlands hat diese Identifikationsbereitschaft allerdings wenig zu tun. Auch die Ergebnisse der Dialektforschung (siehe entsprechendes Kapitel) lassen keine einschlägige Beweisführung zu: es gibt weder eine württembergische noch eine badische Mundart!
Die Erfassung meiner Vorfahren aus den Kirchenbüchern erfolgte entlang der "direkten Linie" bis zu meinen beiden Großelternpaaren. Die ergänzende Eintragung der Lebensdaten meiner Eltern war mir auf der Grundlage der standesamtlichen Dokumente möglich, die ich mit freundlicher Unterstützung der entsprechenden Dienststellen der Gemeinden Bad Herrenalb und Straubenhardt einsehen konnte. Eine Berücksichtigung der Seitenlinien, d. h. der Nachfahren von Brüdern und Schwestern meiner Vorfahren musste sich aus Platz- und Zeitgründen auf die in einem sogenannten Familienbuch aufgelisteten Schwestern und Brüder der letzten vier bis sechs Generationen beschränken. Die entsprechenden Familiendateien können bei Interesse überlassen werden. Sie sind in dieser Domain nicht verfügbar.
Ahnenforscher, die sich um die Erfassung der Vorfahren berühmter Persönlichkeiten verdient gemacht haben, konnten allerdings schon manche Überraschung zutage fördern. So teilte mir die mir bekannte Ahnenforscherin Karla Kellner aus Pforzheim im Mai 2014 per E-mail mit, dass es in der Vorfahrenkette des französischen Generals und späteren Präsidenten Charles de Gaulle Verbindungen in das Gebiet der heutigen Gemeinde Straubenhardt gibt. Als Anhang wurde mir eine chronologische Auflistung der Vorfahren des Generals zugesandt. Auf deren Grundlage konnte ich feststellen, dass sowohl der etwa 1620 in Schwann geborene Jakob Schönthaler aus der Vorfahrenkette meiner Großmutter Karoline Pauline Schifferle als auch der 1777 geborene Johann Michael Bürkle aus der Linie der Vorfahren meiner Kull-Großeltern zugleich Vorfahren von General de Gaulle waren. Auch mit dem Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel sowie dem Physiker und Nobelpreisträger (1918) Max Planck besteht eine Ahnengemeinschaft meinerseits (siehe Kapitel Ahnengemeinschaften).
Die Duss-Vorfahren
Zur Feststellung der Vorfahrenkette meines Großvaters Christian Friedrich Duss mussten die Kirchbücher folgender Gemeinden ausgewertet werden:
Calmbach, Effringen, Feldrennach, Gräfenhausen, Ottenhausen, Stammheim, Wildbad (alle beim Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Landeskirche in Württemberg in Stuttgart); Gernsbach, Ittersbach, Langenalb und Weiler (alle beim Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Landeskirche in Baden in Karlsruhe). Ergänzend und zur abschließenden Kontrolle standen mir die zwischenzeitlich erschienenen und von Herbert Kling (Straubenhardt) erstellten Ortsfamilienbücher für das Kirchspiel Feldrennach, sowie für Ottenhausen und Langenalb zur Verfügung.
Wie der Standard-Vorfahrentafel meines Vaters Wilhelm Friedrich (Fritz) Duss entnommen werden kann, beginnt die Ausbreitung des Namens Duss im heute noch bestehenden Schwerpunkt Straubenhardt mit der um 1700 erfolgten Zuwanderung von Johann Georg Duss, geb. am 29. Februar 1676 in Stammheim (heute Stadt Calw), zunächst nach Ittersbach und später nach Langenalb. Johann Georg Duss I kam zusammen mit seinem 1679 geborenen Bruder Michael Duss nach Ittersbach: als Söhne eines ohne eigenen Grundbesitz (sogen. Beisitzer) im Taglöhnerstatus lebenden Vaters – er war Viehhirte - sahen sie wohl in Stammheim keine Chancen mehr für eine sinnvolle Zukunft. Die beiden Brüder haben 1702 bzw. 1703 in Ittersbach geheiratet – Johann Georg nach einer "Strafpredigt (offensichtlich weil sein erster Sohn bereits 4 Wochen später zur Welt kam). Die beiden Duss-Brüder heirateten jeweils eine aus Langenalb stammende Frau. Michael Duss blieb in Ittersbach und wurde dort Stammvater einer kleineren Sippe. Johann Georg I ließ sich mit seiner Frau in Langenalb nieder. Dort wurde am 19. Juni 1707 Johann Georg Duss II geboren. Dieser heiratete die in Conweiler wohnhafte Anna Maria Gaisert und zog nach einiger Zeit dort hin.
Interessant ist die Tatsache, dass die Mutter von Johann Georg Duss I, sie hieß Anna Maria, ihren Sohn um 6 Jahre überlebte. Ihr genaues Geburtsdatum sowie der Geburtsort konnten nicht ermittelt werden. Sie erreichte jedoch wohl ein für damalige Verhältnisse recht hohes Alter: sie starb am 03. 05. 1727 und wurde über 90 Jahre alt! Anna Maria war römisch-katholischer Konfession, was den Evangelischen Pfarrer von Langenalb nicht davon abhielt, folgenden Text in das (Evangelische) Kirchenbuch von Langenalb einzutragen:
"...am 03. Mai starb eine etliche und 90 Jahre alte Frau, Hans Georg Dußens selig hinterlassene Mutter, genannt das alt Egel, die bis zum End bei der päpstlichen Religion geblieben."
Ihre Außenseiterrolle in einer durchweg Evangelisch-traditional geprägten Gemeinde hat diese Frau in der damaligen Zeit sicher nicht beliebt gemacht!
Über den Vater von Johann Georg Duss I ist nicht viel mehr bekannt als über seine Mutter Anna Maria. Er wurde am 12. Mai 1652 in Effringen (heute Stadt Wildberg im Nagoldtal) geboren und auf den Namen Vitus (lateinisch für Veit) getauft. Sein Vater war mit einiger Sicherheit Johannes Duss, geboren am 22. Februar 1604 in Effringen, sein Großvater Martin Duss, geboren am 18. Januar 1559, ebenfalls in Effringen. Martin Duss ist der erste Träger dieses Namens in einem der mir zur Verfügung stehenden Kirchenbücher. Die familiären Zusammenhänge der in Effringen ansässigen Duss-Sippe für die Zeit vor 1700 lassen sich allerdings nur eingeschränkt rekonstruieren, da die Kirchenbücher dieser Gemeinde in den ersten 100 Jahren nur Taufeinträge enthalten. Sicher dürfte allerdings sein, dass die Gemeinde Effringen Herkunftsort auch der heute noch in der benachbarten Stadt Neubulach ansässigen Duss-Sippe ist.
Die Nachfahren von Johann Georg Duss II haben sich nach dessen Zuzug nach Conweiler naturgemäß vor allem mit Familien aus dem Dorf und der unmittelbaren Nachbarschaft verbunden. Es gab jedoch auch einige "Fernbeziehungen", etwa mit der Familie Büchi (später Büchert genannt) aus Schlatt bei Zürich, mit den Familien Richle, Schanz und Schäuble aus den "Waldgemeinden" Naislach und Würzbach auf der Enz-Nagold-Platte, mit Calmbach und Wildbad (Familien Rau und Treiber) sowie mit Gräfenhausen (heute Gemeinde Birkenfeld im Enzkreis), vor allem mit den Familien Hiller, Kappler, Buck und Wolfinger. Diese Namen finden sich in Gräfenhausen im Jahre 2016 noch immer.
Die Schifferle-Vorfahren
Die Ehefrau von Christian Friedrich Duss, meine Großmutter Karoline Pauline, war eine geborene Schifferle. Als erster Namensträger oder "Stammvater" der heute noch im Nordschwarzwald anzutreffenden (kleinen) Schifferle-Sippe erscheint um 1712 ein Joseph Schifferle in den Kirchenbüchern von Feldrennach (heute Straubenhardt). Er war "Beisitzer", d. h. er hatte keinen eigenen Grundbesitz im Dorf. Der Pfarrer in Feldrennach hielt es aber für wichtig, über den Katholiken Joseph Schifferle in das Evangelische Kirchenbuch einzutragen, dass Joseph Schifferle vor seinem Zuzug nach Feldrennach als Berufssoldat (oder Söldner) in den Diensten des ebenfalls katholischen Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden (-Baden), dem sogenannten "Türkenlouis", gestanden hat. Die Markgrafschaft Baden (-Baden) erlosch im Jahre 1771. Deren Gebiet fiel an die Markgrafschaft Baden-Durlach. Es ist aus heutiger Sicht denkbar, dass der Berufssoldat Joseph Schifferle sowohl im Kampf gegen die Türken auf dem Balkan als auch im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688 bis 1697) und im Spanischen Erbfolgekrieg (1701 bis 1714) im Einsatz war. Vor allem in dem zuletzt genannten Krieg kam es im Nordschwarzwald immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen, unter anderem entlang der sogenannten "Ettlinger Linie", die als Verteidigungsgürtel in den Jahren 1704 bis 1707 errichtet wurde und von den Höhen des Schwarzwaldes südlich Dobel über das Albtal bis westlich von Knielingen (heute Stadt Karlsruhe) verlief. Von der "Ettlinger Linie" bis zum Ort Feldrennach im württembergischen Hinterland waren es nur wenige Kilometer. Die Entfernung von der zur Markgrafschaft Baden (-Baden) gehörenden katholischen Ortschaft Pfaffenrot bis zur Gemeindegrenze von Feldrennach belief sich sogar auf weniger als 1000 m.
Es lässt sich heute nicht mehr ermitteln, weshalb und unter welchen Umständen der Katholik Joseph Schifferle nach Feldrennach gekommen ist. Seine Ehefrau Helena gab gegenüber dem Pfarrer an, Evangelisch zu sein. allerdings war der Name Helena in der Region damals unüblich, sodass nicht ausgeschlossen werden kann, dass Schifferle sie aus einem seiner Einsatzgebiete als Söldner "mitgebracht" hat. Joseph Schifferle verstarb nach den Angaben im Ortsfamilienbuch von Schielberg im Jahr 1750 als verarmter Witwer im Bereich des Klosters Frauenalb. Seine Ehefrau Helena war zuvor im Jahr 1749 in Feldrennach gestorben.
Die Vorliebe des katholischen Markgrafen Ludwig Wilhelm, seine Söldner aus ebenfalls katholischen Gebieten und dabei bevorzugt aus der Schweiz zu rekrutieren, kann jedoch als sicher gelten. Tatsächlich gab es den Namen Schifferle im späteren Großherzogtum Baden oder im Königreich Württemberg zuvor noch nicht, wohl aber im benachbarten Kanton Aargau in der Schweiz. Sehr wahrscheinlich stammte Joseph Schifferle aus einem der römisch-katholischen Dörfer Döttingen oder Klingnau im Aargau, wo der Name Schifferle heute noch stark verbreitet ist (über 40 Telefonbuch-Einträge im Jahr 2005!). Konkrete Nachweise über die exakte örtliche Herkunft von Joseph Schifferle lassen sich nicht mehr erbringen!
Die Nachfahren Joseph Schifferles bis zu meiner im Jahr 1872 geborenen Großmutter Karoline Pauline Schifferle haben sich im Verlauf des 18. und 19. Jahrhunderts nach Maßgabe der Standard Vorfahrentafel mit einer beachtlichen Zahl von in der Region Nordschwarzwald schon lebenden Familien verbunden. Diese hatten ihren Wohnsitz u.a. in Arnbach (Stadt Neuenbürg), Conweiler (Gemeinde Straubenhardt), Dennach (Stadt Neuenbürg), Feldrennach (Gemeinde Straubenhardt), Gernsbach, Höfen, Ittersbach (Gemeinde Karlsbad), Königsbach (Gemeinde Königsbach-Stein), Langenalb (Gemeinde Straubenhardt), Langensteinbach (Gemeinde Karlsbad), Stadt Neuenbürg, Ottenhausen (Gemeinde Straubenhardt), Reichental/Murgtal, Salmbach, Unterniebelsbach (Gemeinde Keltern), Wart bei Nagold, Weiler (Gemeinde Keltern) und Wildbad (Stadt Bad Wildbad). Quellen hierfür sind die Filmkopien der Kirchenbücher von Gernsbach, Ittersbach, Königsbach, Langenalb, Langensteinbach, Reichental und Weiler im Landeskirchlichen Archiv der Badischen Landeskirche in Karlsruhe, sowie die Filmkopien der Kirchenbücher aus den ehemals württembergischen Kirchengemeinden im Landeskirchlichen Archiv der Evangelischen Landeskirche Württemberg in Stuttgart.
Die Kull-Vorfahren
Nicht nur der Vater meiner Mutter, Großvater Christian Wilhelm Kull, sondern auch ihre Mutter, Großmutter Frida Friedricke Kull, trug den Nachnamen Kull. Ursächlich hierfür ist die Tatsache, dass beide Großelternteile denselben Ur-Ur-Großvater, den 1785 in Neusatz (Bad Herrenalb) verstorbenen Christoph Friedrich Kull sowie dieselbe Urgroßmutter hatten. Diese UrGroßmutter hieß Elisabeth Schuler. Sie heiratete 1793 zunächst den 1770 geborenen Johann Philipp Kull (den UrGroßvater meines Großvaters) und nach dem Tod von Johann Philipp im Jahre 1809 seinen Bruder Gottfried Kull, den UrGroßvater von Großmutter Frida Friedericke. Ein solcher "Implex", wie ihn fast jeder Ahnenforscher kennt, stellt bei der damaligen Größe der Dörfer im Nordschwarzwald keine Überraschung dar. Innerhalb der von mir erstellten beiden Ahnentafeln bleibt er jedoch der einzige Fall. Logischer Weise sind deshalb in der Zeit vor 1800 die Ahnenketten beider Großeltern teilweise identisch.
Vor 1580 gab es im Nordschwarzwald den Namen Kull nicht! Der erste Träger des Namens Kull erscheint um diese Zeit in Wildbad. Er stammte aus Kemnat bei Stuttgart (heute zur Stadt Ostfildern gehörend) und muss ein besonders begabter Verwaltungsfachmann gewesen sein. Herzog Ludwig von Württemberg setzte ihn damals nämlich als Bürgermeister von Wildbad ein. Sein Sohn Johannes Kull (geb. 1589) und sein Enkelsohn Philipp Kull (geb. 1627) zog es nach dem Ende des 30jährigen Kriegs ins benachbarte Albtal. Beide waren Zimmermann von Beruf. Bei der Einmündung des Bernbachs in die Alb errichteten sie zusammen mit einem weiteren Partner im Jahr 1651 die "Kullenmühle", von der allerdings keine Gebäude mehr vorhanden sind. Geblieben ist lediglich der Name Kullenmühle als Gebietsteil der Stadt Bad Herrenalb.
Unstrittig begann mit den Erbauern der "Kullenmühle", von denen in direkter Linie auch meine Großeltern Kull abstammen, der Aufstieg der Kull-Sippe im Herrenalber Raum. In den Dörfern Dobel, Bernbach, Neusatz und Rotensol sowie in der Kernstadt Bad Herrenalb ist der Name noch immer recht häufig anzutreffen. Die Kulls verbanden sich im Laufe der Jahrhunderte vor allem mit in den genannten Orten schon ansässigen Familien sowie relativ oft auch mit Familien in den Dörfern des benachbarten Kirchspiels Feldrennach und aus Loffenau. Eher selten gab es familiäre Verbindungen zu den damals badischen Nachbargemeinden Langenalb und Schielberg (siehe auch die Eintragungen in den beiden Standard Vorfahrentafeln meiner Mutter und meines Vaters. Familiäre "Fernbeziehungen" der Kulls aus dem Raum Herrenalb gab es anfänglich noch mit den "Waldgemeinden" der Enz-Nagold-Platte im weiteren Umkreis um die Kleinstädte Calw und Nagold sowie über eine Familie Echtler/Ächtler aus Dörfern im heutigen Regierungsbezirk Schwaben in Bayern. Der Name Echtler ist dort noch heute häufig anzutreffen.
An Berufen findet sich unter meinen Kull-Vorfahren mehrfach ein - in der Regel wohl nebenberuflicher - "Schultes". Am häufigsten waren sie jedoch Bauern. Im Hinblick auf die nicht besonders fruchtbaren Böden reichte dieser Beruf zur Ernährung der meist kinderreichen Familien jedoch selten aus. Viele gingen deshalb noch einem Handwerk nach und/oder verdingten sich mit Gelegenheitsarbeiten in den Wäldern oder bei der Gemeinde als Tagelöhner – alles in allem kein einfaches Dasein!
Unter den Familien, mit denen sich die Kulls aus dem Nordschwarzwald über die Jahrhunderte hinweg verbunden haben, sind heute noch die Namen Knöller, Pfeiffer, Karcher, Kappler, Romoser, Bürkle, Schönthaler, Rapp, Jäck, Merkle, Waidner, Streeb/Streb (auch die US -amerikanische Filmschauspielerin Meryl Streep stammt von einem Vorfahren namens Streeb aus Loffenau ab) , Zeltmann und Greul in der Region anzutreffen. Dagegen sind Namen wie Echtler, Hirschberger, Kottler oder Schuler im Jahr 2016 nicht mehr vertreten.
Als Quellen für meine Nachforschungen zu den Kull-Vorfahren dienten mir vor allem die Kirchenbücher von Dobel (mit Neusatz und Rotensol), Wildbad, Feldrennach (mit Conweiler, Dennach, Feldrennach, Pfinzweiler und Schwann), Herrenalb und Loffenau. Mit der Führung all dieser Kirchenbücher wurde erst nach dem 30jährigen Krieg begonnen. Daten aus der Zeit davor wurden mir freundlicher Weise von Ahnenforscher Manfred Köhnlein aus Ditzingen zur Verfügung gestellt, der selbst Vorfahren aus der Bad Herrenalber Kull-Linie aufzuweisen hat. Die kompletten Lebensdaten meiner Großeltern Kull und ihrer Kinder konnte ich mit freundlicher Genehmigung der Stadtverwaltung Bad Herrenalb aus deren einschlägigen Standesamtseintragungen entnehmen. Ergänzend und zu Kontrollzwecken dienten mir auch bei einzelnen Kull-Vorfahren die zwischenzeitlich von Herbert Kling aus Straubenhardt-Conweiler erstellten Ortsfamilienbücher für das frühere Kirchspiel Feldrennach sowie für die Kirchengemeinden Langenalb und Ottenhausen.